Allerdings wird dabei ein wichtiger Aspekt völlig außer Acht gelassen. Was ist denn mit den Leuten, die es sich aufgrund eines Niedriglohns, einer Halbtagsstelle, einer kleinen Rente, Hartz4 usw. einfach nicht leisten können, im Regal oder im Tiefkühlfach nach den teureren und qualitativ anscheinend deutlich hochwertigen Lebensmitteln zu greifen? Ist deren Armut denn ein Freibrief dafür, dass man ihnen mehr oder weniger einfach irgendwelchen falsch etikettierten Müll verkaufen darf? Weil sie es ja angeblich nicht anders wollen, denn sonst würden sie ja teurere Produkte wählen?
Natürlich kann man jetzt sagen: Was erwarten die denn für diese niedrigen Preise? Beluga-Kaviar und Champagner? Sicherlich nicht, denn das verlangt niemand, der günstige oder in diesem Fall wohl eher billige Lebensmittel kauft. Der erwartet einfach, dass er nicht etwas essen muss, was er, wenn es denn richtig etikettiert wäre, nicht mal den Schweinen zum Fraß vorwerfen würde. Ich möchte mal den Politiker wie z.B. Renate Künast sehen, der jetzt so arrogant und selbstgefällig die bösen geizigen oder anders gesagt preisbewussten Verbraucher angeht ("Billig-Billig-Ideologie"), wenn er mit 20 Euro im Supermarkt für eine ganze Woche einkaufen muss. Ob er da nicht auch eher die günstigeren Produkte kaufen würde? Wer kann es sich denn von den oben genannten Leuten leisten, für vier Teile auf dem Kassenband 20 Euro hinzublättern, wie ich es vor ein paar Wochen im Hit gesehen habe? Vermutlich keiner!
Es kann nicht sein, dass Verbrauchern heimlich irgendwelche Zutaten untergejubelt werden, die die Lebensmittel auf billige Art und Weise strecken oder gar verunreinigen, wenn man bedenkt, wie viele Lebensmittel jedes Jahr alleine in Deutschland schon von den Supermärkten in den Müll entsorgt werden. Vermutlich könnte dennoch qualitativ hochwertiger, aber trotzdem genau so günstig produziert werden, wenn eben nicht fast die Hälfte der Waren von der Industrie bewusst von Vornherein als Verlust eingeplant würde (http://www.moesta.info/de/9000-lebensmittel-abfall.htm). Da sind die bundesweiten Tafeln wirklich ein wahrer Segen, auch wenn diese nur ein Tropfen auf den heißen Stein und zudem teilweise schon unmenschlich sind. Wer will schon als einer der Ersten dort anstehen und aufgrund der dort gezogenen Nummer, die vor der Ziehung gemischt werden, als fast Letzter wieder gehen?
Ich möchte selber entscheiden können, was ich esse und was nicht. Und ich möchte auch nicht irgendwelche heimlichen Zutaten in mein Essen gemischt bekommen, auch wenn diese wie im Fall des Pferdefleischs saubere, sprich durchaus essbares Zutaten sind. Ich bin der Meinung, dass die Verbraucher schon viel mehr auf die Etiketten auf ihren Lebensmitteln gucken als früher. Aber wenn Inhaltsstoffe verschwiegen werden, kann kein Etikett der Welt einen Verbraucher zu einem bewussteren Umgang mit Lebensmitteln animieren, denn man weiß ja trotzdem nicht so wirklich was drin ist. Allerdings kann man sich als Mensch mit geringem Einkommen oft nicht die Frage stellen: "Kauf ich jetzt beim Metzger oder im Supermarkt mein Fleisch?" Und ich spreche jetzt nicht von überhöhtem Fleischkonsum, denn auch Obst und Gemüse sind relativ teuer zur Zeit. Wenn man weiterhin nicht gänzlich auf Fleisch verzichten möchte, hat man da teilweise keine andere Wahl. Jetzt kann man natürlich argumentieren, dass das Pferdefleisch bisher nur in Fertiggerichten gefunden wurde und man dies doch ganz einfach umgehen kann, indem man selber kocht. Aber sind wir doch mal ehrlich: Wer von uns hat sich nicht schonmal eine Dose Ravioli oder ähnliches aufgemacht, weil er keine Lust zu kochen hatte?
Die eigene Kuh im Garten und eigener Gemüseanbau wären mit Abstand die sicherste Methode gegen die immer wieder aufkommenden Lebensmittelskandale, aber wer hat heute schon einen eigenen Garten oder einen Schlachter bei der Hand? Also müssen viele Leute wohl auch weiterhin Müll fressen...