Sonntag, 20. Januar 2013

Taras Welten

Tara Gregson (Toni Collette) könnte eigentlich ein ruhiges Leben mit ihrem liebevollen Mann Max (John Corbett) und ihren beiden, zugegeben etwas durchgeknallten, Teenager-Kindern (Brie Larson und Keir Gilchrist) verbringen, wenn es da nicht ein paar Personen geben würde, die ihr das Leben schwer machen. Denn Tara leitet an einer multiplen Persönlichkeitsstörung. In "Taras Welten" lernt der Zuschauer nach und nach insgesamt sieben sogenannte "Alter Egos" von Tara kennen, die teilweise zum Schmunzeln anregen, teilweise aber auch verstören. Taras Ehemann Max versucht trotz aller Widrigkeiten immer für seine Frau da zu sein, doch er stößt immer öfter an seine Grenzen, denn Taras Alter Egos nehmen auf seine Befindlichkeiten keine Rücksicht. Ebenso kann man bei Taras Kindern Kate und Marshall oft ein sehr widersprüchliches Verhalten beobachten, weil sie mehr auf die Probleme ihrer Mutter fixiert sind, als ihr eigenes Leben zu leben. Im Laufe der Serie erfährt der Zuschauer nach und nach, warum es zu den unterschiedlichen Persönlichkeitsabspaltungen ins Taras Leben gekommen ist. Auch bei Taras Schwester Charmaine (Rosemarie DeWitt) wird immer wieder deutlich wie sehr diese sowohl unter Taras "Verwandlungen" als auch unter den Auswirkungen ihrer eigenen Vergangenheit, die eng mit Taras verknüpft ist, zu leiden hat.

Diesen doch sehr heiklen Stoff in einer Serie zu verarbeiten, ist nicht nur mutig, sondern auch ein ziemlicher Balanceakt. Kein geringerer als Steven Spielberg taucht als Executive Producer in Vorspann auf. Hier wird sich auf eine nicht immer subtile und mitunter tragikomische Weise einem nicht gerade handlichen Thema gewidmet, mit dem anscheinend nicht viele Zuschauer etwas anfangen konnten, denn die Serie wurde nach der dritten Staffel wegen mangelndem Zuschauerinteresse abgesetzt. Bei uns wurde diese Serie leider zuerst ins ARD-Spätabendprogramm und danach in den Spartensender EinsFestival abgeschoben. Psychische Krankheiten sind nun mal immer noch kein Publikumsmagnet, vielleicht auch gerade dann, wenn eine Serie wie diese einen gewissen Realitätsanspruch hat, auch oder gerade obwohl die Charaktere teilweise leicht überzeichnet wirken.

Toni Collette, der für die Darstellung der Tara Gregson und ihrer Alter Egos viele Facetten der Schauspielkunst abverlangt wurden, wurde für diese Rolle mit dem Golden Globe Award und dem Emmy ausgezeichnet. Ihr Schauspiel ist sehr intensiv, sie füllt die Rolle der Tara (und ihrer Alter Egos) voll aus, auch wenn sie dabei manchmal ein wenig überdreht rüberkommt.

Alles in Allem ist die Serie eine leicht überdrehte Dramedy-Serie mit viel Potential. Der Spannungsbogen jeder Folge ist fesselnd und die Geschichten werden konsequent auserzählt. Taras Kampf gegen ihre Alter Egos und das Verhalten eben jener ist nicht immer leicht auszuhalten, denn oft versteht man (anfangs) nicht, warum sich die Alter Egos häufig (auch teilweise gegenüber Tara) so destruktiv verhalten. Auch Taras Kinder und ihre Schwester haben durchaus dissoziale und wenig emotionale Tendenzen, die für einen dann anscheinend doch gefühligen Menschen wie mich nicht einfach zu verstehen sind. Jedenfalls ist "Taras Welten" wohl eher keine Serie für überschwache Gemüter, denn bei aller Comedy-Elemente überwiegt doch der oft ausweglos erscheinende Kampf gegen Taras meist Unheil bringende Alter Egos. Die Serie lässt mich ein wenig schwermütig zurück und ich hätte mir noch eine weitere vierte Staffel gewünscht.

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